Szenische Lesung von Jan Kvapil
Mariaschein (Bohosudov) ist einer der meistbesuchtesten Wallfahrtsorte in Nordböhmen. In diesem Zusammenhang wurden ab Ende des 19. Jahrhunderts diverse Ansichtskarten gedruckt. Sie wurden sowohl als Andenken wie auch als Postkarte in ihrer primären Nutzung verwendet und in die Welt verschickt.
Die Motive der Karten folgen bestimmten Mustern: Es wiederholen sich signifikante Perspektiven auf den Ort, die Kirche, die Gründungsgeschichte oder Interieuraufnahmen, aber in der Bildauswahl gibt es auch seltenere bzw. andere Sichten. Dieses Spektrum der Bildseite spiegelt sich auch auf den Rückseiten der Karten von unbenutzt, ungelaufen bis zur sehr persönlichen Widmung an einen konkreten Menschen mit seinem Wohnort.
In einer szenischen Lesung gibt Jan Kvapil einen kurzen historischen Einblick zur Postkarte und stellt aus einer Sammlung exemplarisch einige Karten in Bild und Text, in Tschechisch und Deutsch, in Sprache und Lied … vor. Puzzlestücke, die die Welt spiegeln, eine mentale Landkarte Europas ausgehende von einem Ort. Es lassen sich Fragen der Nutzung, Bebilderung und Beschriftung von Mitteilungen ableiten. Die Ansichtskarte erweist sich als hochkomplexes Medium in dem das Kleine mit dem Großem, das Unbedeutende mit dem Bedeutendem, das Feierliche mit dem Alltäglichen sehr eng verknüpft sind.
02.11.2024, 16 Uhr